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Gesundheit statt Krankheit, eine Grundsatzfrage unserer Gesellschaft

In unserer Gesellschaft tut sich etwas! Also genauer: in der Konsumgesellschaft. Reparieren, Recycling, Upcycling erleben gerade einen Aufschwung. Dabei ist der zugrunde liegende Gedanke ja eigentlich ein ganz alter: Reparieren statt neu kaufen war über Jahrzehnte hinweg die Grundlage nachhaltiger Lebensweise. Und während manche glauben, dass die moderne Konsumgesellschaft das Reparieren zwischendurch verlernt hat, denke ich, dass sich das Reparieren nur verschoben hat. Es gab sie nämlich immer, die Reparatur-Gesellschaft, nur tauchte sie in einem ganz anderen Lebensbereich auf: der Gesundheit.

Im Gesundheitssystem wird von vielen mit ganz großem Selbstverständnis angenommen, dass alles wieder repariert werden kann. Wenn das einmal nicht funktioniert, dann greift man halt ins Ersatzteillager und tauscht kaputt gegangenes einfach aus. Zugegeben, die moderne Medizin beflügelt diese Vorstellung auch. Ein verbrauchtes Hüftgelenk wird durch ein neues aus Metall ersetzt, am Herzen werden die körpereigenen Klappen gegen gezüchtete ausgetauscht, ganze Organe gewechselt, Tumore entfernt. Und all das mit erstaunlich guten Resultaten.

Groß ist die Überraschung aber wenn sich herausstellt, dass doch nicht alles behebbar ist, dass unsere Medizin doch (noch?) limitiert ist. Auch wenn es nicht so wirkt, die Medizin ist mit ihren Möglichkeiten schnell an der Grenze. Mehrfacher Prothesenwechsel, Spenderorgane die abgestoßen werden, Krankheiten, bei denen der Krankheitsfortschritt nur verzögert werden kann, es aber keine Heilung gibt. Wenn man als Patient an so einem Punkt angelangt ist, gibt es meist nicht mehr viel, was man selbst noch beeinflussen kann. 

Wobei man sein gesundheitliches Schicksal langfristig gesehen durchaus in der Hand hat. Denn, was vergessen wird, das Reparieren ist nur die Notfallslösung in der althergebrachten Reperatur-Gesellschaft, weil es aufwendig ist. Der viel wichtigere Teil ist die regelmäßige Pflege und Wartung. Das gilt für Gerätschaften und Maschinen genauso wie für den menschliche Körper.

Es ist viel einfacher Gesundheit zu erhalten, als verloren gegangene Gesundheit wieder herzustellen. Manchmal durchkreuzt das Schicksal zwar unsere Pläne und es gibt gesundheitliche Probleme gegen die man mit noch so guter Selbstpflege nichts anrichten kann. Genauso gibt es absolute Glückspilze und Ausnahmefälle, die trotz absoluter Vernachlässigung von Körper und Geist nie gesundheitliche Probleme bekommen.

Trotzdem ist das Leben nicht wie eine Lotterie, von der man einfach ein Schicksal zugelost bekommt. Vielmehr kann man aktiv mitgestalten und entscheiden in welche Richtung die Gesundheit prinzipiell geht. Und das schon mit erstaunlich wenig Aufwand.

Weniger Aufwand als wir so manchen materiellen, vordergründig wertvollen Dingen zukommen lassen.

Der Wert eines Menschenlebens wird nicht nur in der Philosophie, sondern auch in der Medizin und Ethik oft diskutiert. Das führt zu absurden Zahlenspielen, gerade wenn es um Behandlungskosten für einzelne Personen geht. Dabei werden die eigentlich wichtigen Fragen ausgeblendet:

Wie viel ist dir selbst dein Leben wert?

Wie viel ist dir dein gesundes Leben wert?

Die jetzige Einstellung in der Medizin zielt oft darauf ab das Leben zu verlängern ohne auf die Qualität des Lebens zu schauen. Sie lässt uns älter werden, Jahr für Jahr steigt die Lebenserwartung. Lang leben alleine bringt aber relativ wenig Mehrwert für den Einzelnen und die Gesellschaft. Es macht einen großen Unterschied ob man 5 gesunde Jahre länger leben kann oder 10 Jahre, die von Schmerzen oder einer Krankheit geprägt sind.

Nun kann man sich das zwar nicht aussuchen, aber zumindest beeinflussen. Die Art und Weise wie wir uns verhalten trägt entscheidend dazu bei.

Ich bin aber für absolute Entscheidungsfreiheit! Diese setzt jedoch voraus, das jede Person auch weiß welche Folgen aus einer eingeschlagenen Richtung erwachsen. Davon sind wir noch sehr weit entfernt. Denn die praktische Erfahrung zeigt mir, dass erst nachgedacht wird, wenn gesundheitliche Probleme aufgetreten sind.

Um Gesund zu bleiben braucht es andere Ansätze als jene, die die Reparatur-Gesellschaft bevorzugt. Das bedeutet eine Umstellung der gewohnten und erlernten Lebensform und es wird vordergründig mit Arbeit und Aufwand verbunden. Doch der Zugewinn an langfristiger Lebensqualität spricht eindeutig für einen gesunderen Lebensstil.

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